Seit 1971 ist der gebürtige Kirchhellener Michael Thier Elektroinstallateur aus Leidenschaft. Damals schalteten die Bottroper ihr Licht oft noch mit alten Kipp- und Drehschaltern aus schwarzem Bakelit an. Im Jahr 1979 erhielt er durch die Handwerkskammer Münster seinen Meisterbrief. 1980 gründete er dann die Firma Elektro Thier, die im März 2020,

40-jähriges Firmenbestehen feierte.

Vor vier Dekaden fing alles mit einem grünen VW-Käfer an, der kurz darauf von einem zum Firmenwagen umgebauten Kastenwagen abgelöst wurde. Die Firma wuchs rasant und hatte wenige Jahre später bereits 27 Mitarbeiter. Im Umkreis von beinahe 100 Kilometern war Michael Thier mit seiner Mannschaft tätig, werkelte aber auch an lokalen Projekten wie der Dreifeldsporthalle an der Berufsschule, versorgte das Gründerzentrum und die Lohnhalle auf Arenberg-Fortsetzung mit Strom und kümmerte sich um Schulen, Hallen, Gewerbe- und Industrieimmobilien, Banken und private Häuser. Es waren Jahre, in denen Michael Thier wortwörtlich unter Dauerstrom stand. Für den Geschäftsabschluss galt noch der Handschlag, der Strom aus der Steckdose maß 220 Volt (heute 230 Volt) und Elektrik und Elektronik waren noch zwei getrennte Welten. Damals war nichts besser, es war anders.

Vier Jahrzehnte später ist das Unternehmen längst eingedampft. Die Gesundheit wollte es so. Und es wird für kleine Betriebe auch immer schwerer, gute Leute für klassisches Handwerk zu finden. „Ich hätte ja gerne mal einen Nachfolger, der das Geschäft mit genauso viel Leidenschaft weiterführt. Aber es ist schwer jemanden zu finden“. Das Problem ist branchenübergreifend bekannt, hier wird es am konkreten Beispiel sichtbar. Michael Thier hat den Weg vom Bakelitschalter zur Lichtsteuerung via Smartphone begleitet. Er kennt das alte und kann das neue. Es ist hier wie dort zu schade, wenn solche Erfahrungswelten mit einer trostlosen Schließung verloren gehen. Am Ende zahlt der Verbraucher die Zeche, wenn die Kompetenzen verschwinden. Aber erst mal wurde gefeiert. 40 Jahre selbstständiger Handwerker, das ist schon eine echte Nummer.